Rassimus im Rat der Stadt Lüneburg

In Deutschland wird rassistische, antisemitische und rechte Gewalt selten als solche benannt. Die Morde des NSU, der Anschlag auf die Synagoge in Halle und die rassistischen Morde in Hanau waren nicht die ersten ihrer Art, sondern stehen in einer langen Kontinuität rechter Anschläge und Morde. Durch die Arbeit vieler Angehöriger, Freund*innen und Aktivist*innen rückte die Gewalt in den letzten Jahren jedoch stärker in die Öffentlichkeit. Diese Gewalt als das zu benennen was sie ist, stellt das Mindeste dar, was Staat und Gesellschaft den Betroffenen schulden… und ist noch lange nicht genug. 

Dass weiße, christliche Deutsche dazu nach wie vor nicht in der Lage sind und stattdessen lieber Opfer zu Tätern machen und umgekehrt, bewies der Lüneburger Bürgermeister Ulrich Mädge (SPD) am 04. Februar diesen Jahres. Bei der wiederholten Diskussion um den Seebrücke Antrag, die Stadt zum sicheren Hafen zu erklären, hielt Mädge eine ca. 10minütige Rede. Sie enthielt unter anderem folgende Passage: 

“Das zweite, das sage ich ganz offen, ist das Sicherheitsproblem, das mögen Sie nicht hören, aber wenn Sie mal schauen, im letzten Jahr von Hanau bis sonst wohin, wo Menschen Anschläge verübt haben, da muss man vorher auch Menschen über die Sicherheitstest laufen lassen, weil wir wissen, dass sich unter den viele vielen Geflüchteten, die zu Recht zu uns kommen wollen, auch auch zwei drei schwarze Schafe verstecken, die wir nicht abfangen können wenn wir es jetzt vor Ort machen.” (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=DhfXibPzJLE&feature=emb_logo&ab_channel=klettereichhoernchen , credits: Cécile Lecomte)

Aus den zusammenhangslosen Halbsätzen bleibt eines doch hängen: Mädge verkehrt den rassistischen Anschlag in Hanau für seine eigene rassistische Argumentation.  Seine Ignoranz gegenüber der Tatsache, dass der Täter aus einer rechten rassistischen Gesinnung handelte, macht uns fassungslos und zeigt wie schwer es Mädge fällt zusammenzudenken was zusammen gehört: Rassismus und Deutschland. 

Wir verbleiben aufs Erste mit diesem kurzen Ausdruck unserer Wut und schließen uns den Forderungen der Angehörigen der Ermordeten in Hanau (Initiative 19. Februar Hanau, https://19feb-hanau.org/) an:

“Heutzutage ist es bereits ein Erfolg, dass die Tat als das anerkannt wird, was sie war: Purer Rassismus. Kein verwirrter Einzeltäter. Wie viele Hinterbliebene mussten selbst Jahrzehnte um diese Benennung kämpfen! Doch das reicht uns nicht. Wir wollen Taten sehen. Wir wollen, dass Hanau keine Station von vielen ist, sondern die Endstation. Wir sagen ein halbes Jahr danach: Es muss sich endlich nicht nur etwas, sondern vieles in diesem Land ändern.”    

Say their names!

In Gedenken an:

Sedat Gürbüz, Ferhat Unvar, Hamza Kurtović, Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz, Vili Viorel Păun, Said Nesar Hashemi, Fatih Saraçoğlu und Kaloyan Velkov.