Am Samstag waren wir zum ersten Mal seit dem 8. März wieder gemeinsam auf der Straße um gegen die gleiche geschlechter-basierte Gewalt und die Femizide zu protestieren, die wir schon vor der Covid-19 Krise erlebt haben. Die verschärfte Situation für Betroffene von häuslicher Gewalt und insbesondere die Femizide an Besma Akinci in Einbeck und an einer weiteren Frau in Leipzig haben uns traurig und wütend gemacht. Mit 30 Frauen, Lesben, inter, nicht-binären und trans Personen (FLINT*) haben wir daher gemeinsam an der Kreuzung Reichenbachstraße/ Vor dem Bardowicker Tore gegen diese patriarchale Gewalt protestiert, die uns alle – wenn auch ungleich – betrifft.
Wir verlangen ein Ende von Verharmlosung und rassistischer und rechter Vereinnahmung von Gewalt gegen FLINT*! Wir brauchen Solidarität und Schutz für alle! Hier findet ihr unsere Pressemitteilung:
Am Samstag den 25 April versammelten sich 30 FLINT-Personen, an der Kreuzung beim City Penny um gegen Femizide, partnerschaftliche Gewalt und Gewalt an FLINTs zu demonstrieren. FLINT steht für Frauen, Lesben, inter, nichtbinäre und trans Personen. An der Kreuzung Reichenbachstraße/ Vor dem Bardowicker Tore standen 15 Paare mit Transparenten auf denen z.B. “Allein 2020 65 Femizide in Deutschland”, “Mord aus Liebe gibt es nicht”, “Frauen werden getötet, weil sie Frauen sind- Femizide sind keine Familientragöden/Eifersuchtsdramen” stand. Die Kundgebung war ordnungsgemäß angemeldet. Alle Teilnehmer*innen achteten auf Sicherheitsabstände und trugen Masken zum Infektionsschutz. Die Feminist*innen organisieren sich über das Bündnis “Feministischer 8. März Lüneburg”, mit dem sie zuletzt am 8.März auf die Straße gegangen waren.
Eine der Feministinnen, Franziska H., dazu: “Wir demonstrieren hier heute, weil wir alle aufgrund unseres Geschlechts Gewalt erfahren. Wir erfahren die Gewalt einer patriarchalen Gesellschaft, die Weiblichkeit abwertet. Eine Gesellschaft, in der wir gerade Zuhause nicht alle sicher sind.”
Gewalt und Mord an FLINT-Personen passieren täglich weltweit und auch in Deutschland. Jeden Tag versucht hier ein Mann seine (Ex-)Partnerin zu töten und jeden 3. Tag gelingt es. Trotzdem werden solche Morde als “Familien-” oder “Eifersuchtsdramen” abgewertet und verharmlost. Die Feminist*innen gedachten unter anderem Besma Akinci. Besma wurde vor 10 Tagen in Einbeck bei Northeim getötet, der Täter war ihr Ehemann. Zwei Wochen vorher am 8. April, wurde eine Frau in Leipzig von ihrem Ex-Partner überfallen und erlag zwei Tage später ihren schweren Verletzungen. Auch hier wurde nicht das patriarchale Besitzdenken des Ex-Partners thematisiert. Eine Zeitung war sogar so dreist, diesen Mord als “dramatischen Höhepunkt einer toxischen Liebe im Sozialarbeiter-Milieu” zu bezeichnen. Luca S.: “Das war ein Femizid und er muss klar als solcher benannt werden”. Gleichzeitig wehrten sich die Aktivist*innen gegen eine rassistische Vereinnahmung von Femiziden. Franziska H.: “Es kann nicht sein, dass in den Medien nur über die Femizide berichtet wird, bei denen der Täter migrantisch ist (und das Opfer nicht). Das ist rassistisch und verklärt die Realität: Sexismus ist nicht eingewandert. Das Problem ist männliche Gewalt.”
Die Feminist*innen betonen, dass Solidarität in diesen schwierigen Zeiten für alle gelten müsse. Es könne nicht sein, dass Hilfsangebote geschlossen werden und Hotelzimmer auch in Lüneburg leer stehen, während Menschen auf der Straße leben oder in Elendslagern an der EU-
Grenze eingesperrt sind. Luca S.: “Die Corona Pandemie verschärft die eh schon vorhandenen Missstände dieser Gesellschaft. Personengruppen, die an den Rand gedrängt werden, sind durch die Pandemie ungleich stärker betroffen. Und während der Öffentlichkeit dazu aufgerufen wird, so viel es geht zu Hause zu bleiben, sagen wir: Nicht jedes Zuhause ist sicher! Nicht alle haben ein Zuhause!”
Die Demonstrant*innen versammelten sich von 12 bis 14 Uhr. Die Aktion schließt an eine Reihe von Demonstrationen in den letzten Wochen an der Penny-Kreuzung an. Immer wieder hatten junge Leute grenzenlose Solidarität gefordert und, dass niemand zurückgelassen wird.
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